eic kyf msh nnz uhz tv nt
So, 08:44 Uhr
29.09.2019
Wiederaufforstung

Das Grüne muss nach oben

Waldbäume zu pflanzen scheint für viele so einfach zu sein wie das Umsetzen von Balkonpflanzen. Tatsächlich gilt es einiges zu beachten, wenn ein stabiler Mischwald entstehen soll, erklärt der ThüringenForst...

Die nächsten Jahre werden voraussichtlich so viele Bäume in Thüringens Wäldern gepflanzt wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Die Folgen gleich mehrerer Stürme, das durch langanhaltende Trockenheit verursachte Fichten- und Buchensterben, Borkenkäferschäden und der Waldumbau als Maßnahme der Klimaanpassung erfordern in den nächsten Jahren und Jahrzehnten massive Wiederaufforstungsaktivitäten.

Anzeige symplr
Immer mehr Unterstützung kommt seitens einer besorgten Bevölkerung, die insbesondere an Pflanzaktionen interessiert ist. Doch das Pflanzen von Waldbäumen ist nicht so einfach wie das Umsetzen von Balkonpflanzen. Wichtigster Unterschied: Während die Balkonpflanze für eine Saison gepflanzt wird, wächst das junge Waldbäumchen für 100, 150 oder gar 250 Jahre. Außerdem: Während den Balkonfreund ein oder zwei Dutzend Pflanzen erfreuen, ist der Förster beim Wiederaufforsten größerer Schadflächen erst mit 20.000 oder 30.000 Pflanzungen zufrieden.

Das Grüne muss nach oben (Foto: Horst Sproßmann) Das Grüne muss nach oben (Foto: Horst Sproßmann)

Waldbäume werden in großer Zahl für bis zu 250 Jahre gepflanzt

„Das Grüne muss nach oben“ ist ein Bonmot aus Försterkreisen, wenn es um das Pflanzen von Waldbäumen geht. „Tatsächlich ist die Pflanzung eine der ehrenwertesten, aber auch anspruchsvollsten Aufgaben, die ein Waldbesitzer oder Förster ausführen kann“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Allein mit der Wahl der Baumart legt sich dieser für mehrere Menschengenerationen fest. Sodann gilt es, die richtige Baumart auf den richtigen Standort zu bringen. Da Mischwälder sowohl forstwirtschaftlich, ökologisch, wie auch aus Klimafolgensicht angestrebt werden, sind drei, vier oder fünf geeignete Baumarten auszuwählen. Überhöhte Wildbestände bedrohen Kulturen. Es stehen, unter Beachtung der Witterung, nur kurze Zeitfenster für die eigentliche Pflanzung zur Verfügung: Von März bis April im Frühjahr und von Oktober bis November im Herbst. Pflanzungen und deren anschließende Pflege sind teuer, der Waldeigentümer muss die -ggf. fördermittelgestützte- Finanzierung im Auge haben. Und Pflanzarbeit ist Qualitätsarbeit: „Das Grüne muss nach oben“ reicht nicht aus.

Pflanzarbeit ist Qualitätsarbeit

Wiederaufgeforstet werden Waldflächen entweder durch Pflanzung oder durch Saat. Verwendet werden dürfen nur Saat- und Pflanzgut aus zuvor geprüften und anerkannten Erntebeständen. Gepflanzt werden wurzelnackte Waldbäumchen wie auch Containerpflanzen. Dabei wird im ersteren Fall mit einer speziellen Pflanzhacke das Pflanzloch mit einer Hackenseite zuerst eingeschnitten, danach mit der anderen Hackenseite ausgehoben. Unter den angehobenen Bodenplaggen wird sodann die Wurzel des Bäumchens vorsichtig „eingedreht“. Wichtig ist dabei, das empfindliche Wurzelwerk nicht zu beschädigen, etwa durch knicken, reißen oder pressen. Sodann wird der Bodenplaggen wieder abgesenkt und mit zwei, drei leichten Fußtritten verdichtet. Je nach Standort werden statt der Pflanzhacke auch Pflanzlochhacken oder gar motorbetriebene Pflanzlochbohrer eingesetzt. Die Qualitätskontrolle erfolgt sodann durch leichtes Anheben des Bäumchens am Wipfeltrieb. Lässt es sich nicht aus dem Pflanzloch anheben, wurde gut gearbeitet.

Waldbestände sind ein „Rückspiegel“ gesellschaftlichen Wirkens

„Waldbestände sind wie ein „Rückspiegel“ – Sie zeigen, was die Gesellschaft vor 40, 70 oder 150 Jahren vom Wald erwartet hat“, so Gebhardt abschließend. In Thüringen sind seit der Wende Mischwälder das Ziel. Da seit 30 Jahren kein Kahlschlag mehr durchgeführt wird, setzen die Waldbesitzer und Förster auf Naturverjüngung und ergänzen diese mit weiteren Baumarten durch Pflanzung. Entstehen Kahlflächen durch Borkenkäfer oder Sturm, so muss meistens gepflanzt werden.
Autor: red

Kommentare
Iltis
29.09.2019, 14.40 Uhr
Für die gutgläubigen Ellricher leider zu spät
aber trotzdem endlich mal eine fachlich richtige Anleitung vom Forstamt zum Pflanzen von Wald. Zu ergänzen wäre meinerseits noch, dass Schlechtwetter Phasen die richtigen Gutpflanz Phasen sind. Was da in Ellrich unter der Regie von drei Rotwildzüchtern und Teilen einer Partei passiert ist, war fachlich leider voll daneben.

Abgesehen von der kläglichen Menge der Bäume, die selbst bei guter Prognose nicht einmal für 0,5 ha reicht, war es der absolut falsche Zeitpunkt zum pflanzen. Es war Mitte September viel zu trocken dafür. Da war der Pressetermin, die schicken Bilder und das gute Grillwetter leider wohl wichtiger als der Erfolg der Pflanzung!
Ex-post
29.09.2019, 15.53 Uhr
Thüringenforst? Wo?
Herr Gebhardt von Thüringen Forst muss eigentlich wissen, daß wir zu DDR Zeiten genug Bäume gepflanzt haben als Laien.

Wenn man Holz wollte: bitte, dann aber Bäume pflanzen. Und der Förster kontrollierte! Ich half zum Beispiel mal Freunden aus Ilfeld. Das kontrollierte der Förster von Netzkater dann. Auch als Nordhäuser weiß ich da wovon ich rede.

Herr Gebhardt tut so als wären wir im Osten ein bischen blöde. Soll er doch Hilfe anbieten, wo man gezeigt bekommt wie man nun pflanzen kann.

Und anstatt seine Leute Wege fegen zu lassen wie neulich und das hier bei der nnz zu bringen wegen Tourismus, soll er doch mal was machen anstatt die Leute vor Ort alleine zu lassen.

"Tatsächlich gilt es einiges zu beachten, wenn ein stabiler Mischwald entstehen soll..."

Ach nee.

Was kommt denn von Herrn Gebhardt und seinen Leuten von der Führung des Staatsforstes als Antwort auf die Situation? Gar nichts. Ich würde mich an seiner Stelle einfach nur schämen immer noch keinen Plan zu haben, wie es jetzt in Thüringen weiter geht.

Gäbe es einen, wären die doch die ersten im Blitzlichgewitter. Stattdessen nur Gejammer und sowas hier:

"Wiederaufgeforstet werden Waldflächen entweder durch Pflanzung oder durch Saat."

Für die Aussage sollte Thüringen Forst den Nobelpreis kriegen. Das wusste noch niemand.

Und Schwarzer Jäger: machen Sie es doch besser. Leute wie Sie nerven einfach nur rum machen aber nichts. Stellen Sie sich doch auf den Theaterplatz zu den Grünen und der MLPD, ach nee regnet ja. Sie sind einfach nur peinlich.

Peter Haler, Nordhausen
Sheriff Pat
29.09.2019, 16.12 Uhr
Danke für die Blumen
"Und Schwarzer Jäger: machen Sie es doch besser. Leute wie Sie nerven einfach nur rum machen aber nichts."

Ich pflanze seit ca. 40 Jahren Wald. Seit 28 Jahren in meinem eigenen. Leute wie Sie, Ex-Post, nerven mich nicht.
Petersdorf
29.09.2019, 19.31 Uhr
Ossis können Bäume pflanzen / Schwarzer Jäger
Ich war bei der Baumpflanzung in Ellrich dabei. Alle 1000 Bäume wurden mit jeweils 10 Liter Wasser von vielen Helfern angegossen. Seit dem regnet es jeden Tag. Also
beste Pflanzbedingungen. Und ich kann Ex-Post nur zustimmen, dass wir zu DDR Zeiten schon Bäume gepflanzt haben und meiner Meinung nach sollte ThüringenForst dieses gesellschaftliche Angagement nicht schlecht reden. Herr Gebhardt und sein westdeutscher Forstamtsleiter im Forstamt Bleicherode sollten einfach selber mal aktiv anfangen zu pflanzen und nicht ständig Ausreden für Nichtstun zu finden.
Wenn das Wetter nicht schuld ist wird es wohl wieder das Wild sein warum ThüringenForst nicht pflanzen kann.
Einfach nur peinlich.
Paulinchen
29.09.2019, 20.07 Uhr
Die Experten vom Forst...
... warten offensichtlich noch so lange mit der Anpflanzug, bis sie beim Markieren der zu faellenden Bäume, mit der Spraydose ins Leere sprühen. Die meisten von ihnen, haben nach der Wende, dichte und gesunde Wälder für wenig Geld übernommen. Was haben sie in dieser Zeit, bis jetzt, aus den Wäldern gemacht? Ne Menge Geld haben sie damit verdient und was haben sie davon in den Wald investiert?
In einem anderen Beitrag schrieb ich schon dazu. Die Amis sollten sich richtige Häuser bauen, damit ihre Bretterbuden nicht bei jedem Lüftchen durch die Gegend fliegen. Und wenn schon aus Holz, dann bitte sollten sie sich das Holz aus ihrem Wald holen.
Hier sehe ich Parallelen zur Energieerzeugung in Deutschland. Wir schließen unsere A Kraftwerke und Braunkohle Kraftwerke und kaufen Strom aus Kohle im Ausland. Dümmer geht es nimmer!
Bodo Schwarzberg
29.09.2019, 20.46 Uhr
Ist Bäumepflanzen allein schon Rettung?
Das muss man angesichts des Baumpflanzaktionismus schon fragen: Die Leute, die hier am Wochenende mal ein paar Bäume pflanzen, beruhigen vielleicht ihr Gewissen, gegen die Ursachen des tatsächlich globalen neuen Waldsterbens (u.a. ein entfesselter, vom Warenfetichismus geprägter Kapitalismus) taugt das aber leider nichts, so sehr, wie das Bäumepflanzen insgesamt, ob seiner Notwendigkeit auch zu begrüßen ist.

Niemand und auch die Förster wissen aber nicht, was unserem Wald oder dessen Resten noch bevorsteht: Momentan liegen wir 1,1 Grad über dem Durchschnittswert der vorindustriellen Zeit, Wissenschaftler warnen davor, dass es in sehr kurzer Zeit schon 1,5 oder 2 Grad sein können.

Es gibt noch viel zu wenig Forschungen dazu, wie viel Grad ein an an mitteleuropäische, eher ozeanisch geprägte Wetterlagen geprägter Baum wie die Rot-Buche aus heimischen Genotypen überhaupt verkraften kann. Bäumepflanzen ist also in gewisser Weise Russisch-Roulette. Und die Förster sollen bitte nicht so tun, als wüssten sie, dass die jetzt gepflanzten Bäume auch nur die nächsten 20 Jahre überstehen. Mittlerweile werden nicht einmal mehr die oft zu tausenden auf Magerrasen angeflogenen Kiefernsämlinge 1 Jahr alt, (die wir vom BUND in aufwändigen Aktionen zogen) weil es monatelang nicht regnet.

Noch ist keiner der von den Klimaforschern ausgemachten Kippelementen tatsächlich gekippt: nicht der Golfstrom (auch wenn er sich bereits abschwächt) und nicht die brennenden Tropischen Regenwälder. Möglicherweise ist der Grönländische Eisschild jedoch bereits am Kippen.

Die Politik sollte dem Bürger vielmehr klarmachen, dass wir uns auf teils unbekanntem Terrain bewegen. So zu tun, als habe man wie immetr alles im Griff, ist eine neue Lüge gegenüber dem Bürger, genauso wie "Die Renten sind sicher":

Der Klimawandel ist das gefährlichste Experiment, dass der Mensch seinem einzigen Planeten je zugemutet hat. Unkalkulierbar und recht wahrscheinlich bald nicht mehr beherrschbar: Bäume pflanzen hin und Bäume pflanzen her.

Übrigens zeigen Umfragen, dass die Bevölkerung zwar besorgt ist wegen des Klimawandels und seiner Auswirkungen, dass sie aber überwiegend nicht bereit ist, ihr Konsumverhalten einzuschränken. Da ist doch das Bäumepflanzen eine durchaus willlkommene Alternative.
Fönix
29.09.2019, 23.46 Uhr
Uneingeschränkte Zustimmung, Herr Schwarzberg!
Ich habe noch keine bessere Zusammenfassung der aktuellen Situation und der damit in Zusammenhang stehenden Risiken gelesen! Sachlich und faktenbezogen und eben nicht auf maximale Publicity ausgerichtete, unter den derzeitigen Bedingungen völlig unsinnige Pflanzaktionen wie letztens von Mike Mohring inszeniert und mit Feuerwehrtankwagen aufwendig begleitet. Das war einfach nur peinlich !!!
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr