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So, 10:08 Uhr
28.05.2023
Ergebnisse der großen "HUK-Coburg Mobilitätstudie 2023“

Thüringer ändern wegen 49 Euro-Ticket Mobilität nicht

In der "HUK-Coburg Mobilitätsstudie 2023" ergeben sich interessante Erkenntnisse für Thüringen. Viel ändern wollen die Leute im Freistaat jedenfalls nicht...

Unter den Menschen in Thüringen gibt es eine im Bundesländer-Vergleich geringe Bereitschaft, aufgrund der Einführung des 49-Euro-Tickets das Mobilitätsverhalten zu ändern. 26 Prozent der Befragten in Thüringen erklären, dass sie beispielsweise entweder im Alltag oder bei Urlaubsreisen vermehrt Bus oder Bahn fahren werden, weniger ins Auto steigen oder dieses sogar abschaffen bzw. kein neues anschaffen wollen. Der Bundesschnitt der angekündigten Verhaltensänderungen liegt bei 29%. Niedriger als in Thüringen ist der Anteil der Verhaltensänderer nur in Niedersachsen mit 20% und in Brandenburg mit 25%. Zum Vergleich: In Berlin kündigen wegen des 49-Euro-Tickets 42% Verhaltensänderungen beim Mobilitätsverhalten an. Der höchste Wert im Bundesländer-Vergleich.

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Vor allem bei der Fahrt in den Urlaub will der Thüringer trotz 49-Euro-Ticket nichts ändern. Nur acht Prozent der Befragten im Freistaat erklären, dass sie vermehrt mit Bus und Bahn in den Urlaub fahren bzw. Ausflüge machen werden. Das ist der niedrigste Wert im Bundesländer-Vergleich. Im Bundessschnitt erklären das 13 Prozent. Zum Vergleich: die höchste Bereitschaft bei der Urlaubsreise auf den ÖPNV umzusteigen, gibt es bei den Hamburgern mit 18 Prozent und den Saarländern mit 17 Prozent. Niedrig sind die Werte auch in Niedersachsen mit neun Prozent sowie in Brandenburg und Rheinland-Pfalz mit zehn Prozent.

In Thüringen haben auch die seit über einem Jahr deutlich teurere Energie und Kraftstoffe die Menschen auch deutlich seltener seit Februar 2022 dazu gebracht aufs Fahrrad umzusteigen. Zwölf Prozent der Thüringer erklären, dass Sie seit der deutlichen Verteuerung der Energie vermehrt Fahrrad fahren, Das ist ein unterdurchschnittlicher Wert. Bundesweit erklären das 15 Prozent. Noch niedriger als in Thüringen ist der Wert im Saarland mit acht Prozent und in Bayern mit elf Prozent. Die häufigsten Umsteiger aufs Fahrrad wohnen in Bremen mit 19 Prozent und in Schleswig-Holstein mit 18 Prozent.

Wegen der Lage auf den Energie- und Kraftstoff-Märkten in den vergangenen 12 Monaten ein neues Fahrrad zu kaufen, war seitdem in Thüringen fast kaum zu beobachten. Nur zwei Prozent der Erwachsenen im Freistaat erklären, dass sie so reagiert haben. Das ist der niedrigste Wert im Bundesländer-Vergleich. Der Bundesschnitt liegt bei 5%. Zum Vergleich: Jeweils acht Prozent der Erwachsenen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein haben sich aufgrund der aktuellen Lage auf den Energiemärkten in den vergangenen zwölf Monaten ein Fahrrad gekauft, die höchsten Bundesländer-Werte.

Auch auf das eigene Auto wegen des 49-Euro-Tickets zu verzichten, ist kaum ein Thema. Nur drei Prozent der Befragten in Thüringen überlegen angesichts des Deutschlands-Tickets sogar, ihr eigenes Auto abzuschaffen bzw. beim nächsten anstehenden Fahrzeugwechsel keines mehr anzuschaffen und bei der Mobilität nur noch auf andere Möglichkeiten zu setzen. Das ist – zusammen mit Niedersachsen – der zweit-niedrigste Wert Bundesländer-Vergleich. Nur Rheinland-Pfälzer mit zwei Prozent sind da noch zurückhaltender. Der Bundesschnitt liegt bei fünf Prozent. Zum Vergleich: In Berlin überlegen zehn Prozent der Erwachsenen angesichts des 49-Euro-Tickets sogar, ihr eigenes Auto abzuschaffen bzw. keines mehr anzuschaffen.
Hinweis:Die Befragten, die überlegen, ihr eigenes Auto abzuschaffen, werden nicht automatisch zu ausschließlichen Fußgängern, Radfahrern oder ÖPNV-Nutzern. Viele von diesen werden dann CarSharing-Systeme oder ähnliche Modelle nutzen. Aber ohne eigenes Auto.

Für die Auto-Präferenz der Thüringer sprechen auch andere Ergebnisse der Umfrage. Bei der heutigen Nutzung des Autos (inklusive E-Auto + Autos mit alternativen klimaneutralen Antrieben) messen die Thüringer dem Auto eine hohe Bedeutung als passendes Verkehrsmittel bei. 80 Prozent erklären das. Höher ist der Wert nur in Sachsen-Anhalt mit 81 Prozent, gleich hoch ist er in Rheinland-Pfalz. Der Bundesschnitt liegt bei 75 Prozent. Zum Vergleich: Die niedrigsten Nennungen der Autos bei dieser Frage gibt es mit 57 Prozent in Berlin und Hamburg mit 60 Prozent.

Auch beim Schnell-Fahren mit dem Auto wollen die Thüringer am wenigsten Kompromisse machen. In Thüringen lehnen es die mit Abstand meisten Befragten (33 Prozent) ab, darauf zu verzichten, bundesweit mehr als 130 Stundenkilometer auf Autobahnen zu fahren, wenn bestimmte Klimaziele erreicht werden müssen. Der Bundesschnitt liegt bei 23 Prozent. Zum Vergleich: In Hamburg lehnen nur 19% diese Verhaltensänderung ab.

In Thüringen sind die Menschen aber am häufigsten bereit, auf eine andere Annehmlichkeit zu verzichten, auf innerdeutsche Flüge zu verzichten, wenn bestimmte Klimaziele erreicht werden müssen. 70 Prozent erklären diese Bereitschaft. Der Bundesschnitt liegt bei nur 65 Prozent. Zum Vergleich: In Hamburg und Berlin bestätigen nur 57 Prozent diese Bereitschaft. Die unterschiedlichen Werte scheinen also auch davon beeinflusst zu sein, wie nah ein Flughafen ist, von dem man innerdeutsch fliegen kann.

Das Festhalten am bisherigen Verhalten durch die Thüringer äußert sich auch in einer anderen Antwort. Unter den Menschen in Thüringen ist die Befürchtung groß, dass es bei der Entwicklung von Mobilitätskonzepten für die Zukunft zu einer öffentlichen Bevormundung kommt. 26 Prozent erklären das, der höchste Wert im Bundesländer-Vergleich – gegenüber einem Bundesschnitt von 20 Prozent. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen ist diese Befürchtung mit 17 Prozent am geringsten.

Von den verschiedenen Krisen in den vergangenen drei Jahren (z. B. Corona, Energiekrise, Inflation, …) haben in Thüringen die erhöhten Teuerungsraten die größten Auswirkungen auf das persönliche Mobilitätsverhalten der Bürger. 33 Prozent der Befragten erklären das in Thüringen, der dritthöchste Wert im Bundesländer-Vergleich, nur Sachsen mit 38 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 36 Prozent haben diesbezüglich sogar noch höhere Werte (27 Prozent im Bundesschnitt). Nur 17 Prozent nennen in Thüringen die Corona-Pandemie als größten Einfluss aufs Mobilitätsverhalten, der bundesweit niedrigste Wert (ebenfalls 27 Prozent im Bundesschnitt). Während also bundesweit die Effekte beider Krisen gleich groß sind, sehen die Thüringer die Inflation fast doppelt so bedeutend wie Corona.
Autor: red

Kommentare
grobschmied56
28.05.2023, 23.49 Uhr
Was glauben denn die Traumtänzer ...
... was mit ihrem 49 € - Fahrschein oder ähnlichem Firlefanz bewirkt werden kann?
Einmal pro Woche fahre ich mit meinem bescheidenen Kleinwagen zum nächsten Einkaufsmarkt und packe rein, was eben für eine Woche gebraucht wird.
Alles in Allem 30 bis 40 Kilogramm Gewicht. Glaubt irgend Jemand, die würde ein alter Herr mit Arthrose und kaputten Bandscheiben mal eben so in einen Bus hieven, dessen Endhaltestelle noch dazu ein paar hundert Meter vom Lebensmittelhändler entfernt ist? In meinem Dörfchen angekommen, noch mal das gleiche Spielchen... Einkauf von der Bus-Haltestelle nach Hause buckeln und asten - noch mal paar hundert Meter. Danke nein, mir ist schon schlecht!
Selbst wenn der Bus kostenlos wäre, er nützt mir nix, es sei denn, er würde alle 30 Minuten fahren und obendrein auch noch kräftige Sherpas zum Bewegen meines Wocheneinkaufs zur Verfügung stellen.
Gehard Gösebrecht
29.05.2023, 06.50 Uhr
Kurz und knapp
Beim ÖPNV ist die Mobilität bei der Ankunft am Bahnhof oder der Bushaltestelle zu Ende.
Kobold2
29.05.2023, 12.52 Uhr
Zum Eingangskommentar
Der nordthüringer Version von Peter Gedöns kann man nur schreiben, Thema verfehlt, setzen 6, und die "Bewunderer" gleich mit.
Echter-Nordhaeuser
29.05.2023, 15.54 Uhr
Mobilitätsverhalten
Ist das ein Wunder, durch die Unzuverlässigkeit der ÖPNV da holt man doch keinen hinterm Ofen vor. Ob die Bahn oder Bus die haben sich zum Teil durch ihre Streiks und Personalmangel selbst ins aus geschossen. Vielen werden und wollen sich auch nicht Zeitabhängig machen.
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