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Meldung aus der Wirtschaftswelt

Was kostet die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Großstädten?

Montag, 19. August 2019, 19:35 Uhr
Der Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos wird teuer – sehr teuer. Unklar ist, wer das bezahlen soll. Dazu diese Meldung vom Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV)...


Es geht und geht nicht voran mit den Elektroautos auf deutschen Straßen. Das Ziel, bis 2020 1 Million Elektroautos auf deutschen Straßen zu haben, wird haushoch verfehlt. Deshalb sollen es bis 2030 10 Millionen E-Autos werden. Doch es mangelt nicht nur an E-Auto-Modell. Auch Ladesäulen gibt es noch viel zu wenige. Wer zahlt für den Ausbau der Stromnetze und die Ladepunkte? Die dafür notwendigen Milliarden sollen nach Ansicht des DBV besser in den schnellen Ausbau des umweltfreundlichen öffentlichen Nah- und Fernverkehrs fließen.

Eine Studie aus den USA hat die Kosten für die Ladeinfrastruktur ermittelt. Ergebnis für Deutschland: das wird sehr teuer. Die Studie hat für 100 Ballungsräumen die Kosten für die Ladeinfrastruktur ermittelt. Nun gibt es erste verlässliche Schätzungen. Nach heutigem Preisstand kostet jeder Ladepunkt pro Elektroauto umgerechnet etwa 336 Euro.

Bis 2030 soll es in Deutschland mindestens 300.00 Ladepunkte geben (aktuell sind es 20.500 incl. privater Ladepunkte, die nicht öffentlich zugänglich sind). Das sind 100,8 Mio. Euro Kosten für die Ladeinfrastruktur. Wer soll diese Kosten tragen, Bund, Kommunen? Und sind 300.000 Ladepunkte für eine flächendeckende Versorgung wirklich ausreichend, wenn es bis 2030 10 Millionen Elektroautos geben soll? Müssten es nicht dann 3 oder 4 Millionen Ladepunkte sein? Diese Fragen sind völlig ungeklärt.

Angesichts dieser schwindelerregenden Summen muss die Frage gestellt werden, ob das Elektroauto wirklich die Rettung für die Verkehrsprobleme in den Städten ist. Können Städte und Gemeinden wirklich in den kommenden Jahren so viel Geld aufbringen, um diese eine Fortbewegungsart zu subventionieren, die zumindest das Flächenproblem in den Städten nicht löst? Viele Kommunen in West- und Ostdeutschland sind heute überschuldet und stehen unter strenger Haushaltsaufsicht. Das Bereitstellen von Parkplätzen mit einem Elektroanschluss ist keine Pflichtaufgabe. Kann sich ein Kommunalpolitiker vorstellen, eine Schule oder Bibliothek zu schließen, um mit dem Geld 30 oder 40 Ladepunkte zu bauen?

Es macht den für Bahnkunden-Verband den Eindruck, als ob bei näherer Betrachtung das Elektroauto nicht der Schlüssel für die Lösung der Verkehrsprobleme ist, sondern eher zusätzlich neue und viel größere Probleme produziert. Der DBV hält es deshalb für sinnvoller (weil Entlastungen kurzfristig spürbar sind und diese Investitionen der Allgemeinheit zugute kommen), dieses Geld in den forcierten Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs zu investieren.

Repräsentativ ist die Studie des International Council on Clean Transportation (https://theicct.org/publications/charging-cost-US)

Über den Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV):

Der DBV ist Dachverband von derzeit 68 Organisationen in den mehr als 10.000 Einzelmitglieder organisiert sind. Als „Lobby der Bahnkunden“ versteht sich der Deutsche Bahnkunden-Verband. Dabei vertritt der eingetragene und als gemeinnützig anerkannte Verein die Interessen von Kunden im Nah- und Fernverkehr und im Güterverkehr. Parteipolitisch neutral und unabhängig beschäftigen sich die ehrenamtlichen DBV-Mitglieder mit Themen wie Mobilität auf der Schiene, Infrastruktur, Finanzierung und barrierefreies Reisen. Eines der Ziele des Verbraucherschutzvereins ist die Verbesserung des Kundenservices. Spenden und Beiträge sind steuerlich absetzbar.

Der Bundesverband ist Mitglied im Europäischen Fahrgastverband EPF, der Allianz pro Schiene und der Klima-Allianz.
Autor: khh

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