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Goldener Windbeutel 2019

"Zwergenwiese" erhält Auszeichnung

Dienstag, 03. Dezember 2019, 11:52 Uhr
Der Goldene Windbeutel 2019 geht an Zwergenwiese: Bei einer Online-Abstimmung der Verbraucherorganisation foodwatch wählte der Großteil der fast 70.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die „Kinder-Tomatensauce“ des Bio-Herstellers zur dreistesten Werbelüge des Jahres...

Auszeichnung überreicht (Foto: foodwatch) Auszeichnung überreicht (Foto: foodwatch)
Die für Kinder beworbene Tomatensauce enthält mehr als doppelt so viel Zucker wie die Erwachsenen-Version – dabei empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Saucen für Kinder gar keinen zugesetzten Zucker enthalten sollten. foodwatch war am Dienstag vor Ort am Firmensitz von Zwergenwiese in Schleswig-Holstein, um den Negativpreis zu überreichen.

„Eltern kaufen Bio-Produkte, um ihren Kindern etwas Gutes zu tun – aber Zwergenwiese jubelt Kindern eine Extra-Portion Zucker unter und nutzt das Vertrauen der Eltern aus. Der Bio-Pionier sollte sich an die Empfehlungen von Kinderärzten halten und nur Saucen ohne Zuckerzusatz als Kinderprodukte bewerben“, erklärte Manuel Wiemann von foodwatch, Wahlleiter beim Goldenen Windbeutel 2019.

Zwergenwiese hatte nach der Nominierung für den Goldenen Windbeutel sein Produkt damit verteidigt, dass „kein zugesetzter Kristallzucker“, sondern Apfeldicksaft enthalten sei. Doch die WHO definiert auch Zucker aus Fruchtsaftkonzentraten, wie Apfeldicksaft, als freien bzw. zugesetzten Zucker, dessen Konsum reduziert werden müsse, so foodwatch. Diese Einschätzung teilt auch Professor Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin: „Dieser Zucker gehört zu den ‚freien Zuckerarten‘ und ist deshalb nicht viel anders einzuschätzen als kristalliner Rübenzucker. Einen besonderen Gesundheitswert oder relevanten Vorteil gegenüber Haushaltszucker kann ich nicht erkennen“.

Neben der Kinder-Tomatensauce waren vier weitere Produkte für den Goldenen Windbeutel 2019 nominiert. Fast 70.000 gültige Stimmen gingen im Wahlzeitraum seit Anfang November ein. Das Ergebnis im Detail:

1. Platz: „Kinder-Tomatensauce“ von Zwergenwiese (36.721 Stimmen, entspricht rund 53,2 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen)
2. Platz: Yakult Original von Yakult (18.036 Stimmen, 26,1 Prozent)
3. Platz: „100% Bio Direktsaft Karotte“ von Hipp (5133 Stimmen, 7,4 Prozent)
4. Platz: Wasabi Erdnüsse von Rewe Beste Wahl (4635, 6,7 Prozent)
5. Platz: „Corny Protein Lower Carb“ von Schwartau (4477, 6,5 Prozent)

Vier der Windbeutel-Kandidaten waren von Verbraucherinnen und Verbraucher auf der foodwatch-Beschwerdeplattform „Schummelmelder.de“ eingereicht worden. Ein weiterer Kandidat, Yakult, ging auf Recherchen von foodwatch zurück. Schwartau hatte nach der Nominierung für den Goldenen Windbeutel angekündigt, seinen Corny Protein-Riegel vom Markt zu nehmen.

foodwatch engagiert sich seit Langem für eine gesetzliche Beschränkung des Kindermarketings als einen Baustein im Kampf gegen Fehlernährung und ernährungsbedingte Krankheiten. Gemäß den Empfehlungen der WHO für Kindermarketing sollten nur ausgewogene Produkte an Kinder beworben werden dürfen. Marktstudien haben in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass ein Großteil der an Kinder beworbenen Lebensmittel zu viel Zucker enthält.

„Geschmack wird anerzogen, und zwar schon im frühkindlichen Alter“, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach. „Sogenannte Kinderlebensmittel sind viel zu oft versteckte Zuckerbomben. Damit muss Schluss sein! Die Politik darf nicht weiter tatenlos zusehen, wie die Kindergesundheit wirtschaftlichen Interessen geopfert wird. Wir brauchen Verbote, um die Kinder effektiv vor irreführender Werbung zu schützen.“

foodwatch vergibt den Goldenen Windbeutel in diesem Jahr zum neunten Mal. Die erste Wahl fand 2009 statt. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Trinkjoghurt Actimel von Danone (2009), die Milch-Schnitte von Ferrero (2011) und ein überzuckerter Babykeks von Alete (2017). Vergangenes Jahr gewann das „Smart Water“ von Coca-Cola den Negativpreis.
Autor: red

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