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Krise des FSV Wacker 90 Nordhausen

Rettet die insolvente GmbH den FSV Wacker?

Mittwoch, 04. Dezember 2019, 16:55 Uhr
Seit die Zahlungsunfähigkeit des Regionalligisten Wacker 90 bekannt geworden ist, gibt es viele Spekulationen, wie es denn jetzt weitergehen könnte. Die gute Nachricht in der Misere ist, dass es die Spielbetriebsgesellschaft ist, die insolvent ist. Die schlechte könnte sein, dass deren Geschäfte mit denen des Vereins vermengt worden sind.

Wacker 90 (Foto: Bernd Peter) Wacker 90 (Foto: Bernd Peter)

Dabei liegen die Vorteile einer Spielbetriebs GmbH klar auf der Hand und dokumentieren sich in einer Haftungstrennung zwischen Verein und GmbH. Wichtigstes Kriterium der GmbH ist aber die Sicherung der Gemeinnützigkeit und der Schutz des Vereins. Außerdem können Investoren in einer solchen GmbH einsteigen, um eigenes Kapital für notwendige Investitionen in den Verein und zu stecken und Anteile an seiner Infrastruktur erlangen.

Natürlich gewinnt ein solcher Investor dadurch auch Einfluss auf die Aktivitäten der GmbH und je größer sein Investment ist, desto mächtiger wird die Stimme des Geldgebers. Deshalb vermeiden viele Vereine Investoren mit einzubinden. Es sei denn die Summe ist so hoch, dass der Widerstand rebellischer Vereinsmitglieder gebrochen wird und der Verein in Gefahr gerät, zum Erfüllungsgehilfen einer Marketingstrategie zu werden. Davon haben wir in der Bundesliga mindestens zwei krasse Fälle, in den folgenden Ligen werden es immer mehr. Nehmen wir exemplarisch die Drittligisten Uerdingen und 1860 München, die genau das tun müssen, was ihre exzentrischen Finanziers verlangen.

Bei Wacker ist der Verein alleiniger Gesellschafter der GmbH. Unüblicherweise wurde aber als Geschäftsführer der Präsident des gemeinnützigen Vereins, Nico Kleofas, eingesetzt. In den Anfangsjahren der GmbH erst noch mit einem Partner, nach dessen Rückzug war es dann Kleofas ganz allein, der die Entscheidungen traf. Aus dieser letzten Zeit stammen auch die jetzt bekannt gewordenen enormen, und durch nichts gedeckten Fehlbeträge. Im Glauben, dass ein langjähriger privater Geschäftspartner von Kleofas alle Verbindlichkeiten begleichen oder wenigstens dafür bürgen würde, machten sich die Verantwortlichen im Verein wenig Sorgen über die Bilanzen.

Es war auch allen klar, dass ein „Toni“ Sailer nicht wegen der landschaftlichen Schönheit des Südharzes nach Nordhausen kam oder dass Maurizio Gaudino hier in beträchtlichen Größenordnungen Spieler im Wackertrikot parkte, die nicht für umsonst aufliefen. Aus den Zuschauereinnahmen oder dem spärlichen Merchandising war das alles nicht zu finanzieren.

Wenn die Spielbetriebsgesellschaft nun Insolvenz anmelden muss, dann ist eine Einlagensumme der Gesellschafter von 25.000 Euro zu begleichen. Egal, wie hoch die Schulden sind, müssten sich die Gläubiger mit dieser Summe begnügen. Hier wiederum gerät der Vereinsvorstand in die Gefahr, persönlich haftbar gemacht zu werden. Allen voran natürlich der Präsident. Zusätzlich droht dem Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH eine Anzeige wegen Insolvenzverschleppung, wenn sich herausstellt, dass die Zahlungsunfähigkeit nicht rechtzeitig angezeigt wurde. Denn: Bis für den Monat Juli sollen die Gehälter nach nnz-Informationen gezahlt worden sein. Das Gehalt für den August wurde am 10. Oktober angewiesen. Die Gehälter für September, Oktober und November stehen aus.

Es sind also in den nächsten Wochen viele Fragen offen an der Parkallee. Nur eine scheint entschieden zu sein: die nach der Zukunft von Nico Kleofas bei Wacker. Es gibt keine!
Olaf Schulze
Autor: red

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