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KEMMERICH: WIE GEKOMMEN, SO ZERRONNEN

Kommt jetzt auch das Aus für Mohring?

Donnerstag, 06. Februar 2020, 17:06 Uhr
Was ein Erdbeben ist, weiß jedes Kind. Was ein politisches darstellt, läuft gegenwärtig über die Thüringer Politbühne. Wie gekommen, so zerronnen. Gestern wurde er Ministerpräsident, heute schmiss er hin. Thomas Kemmerich hat sich mit seiner Entscheidung, Ministerpräsident zu werden, selbst zur tragischen Figur gestempelt. Er wusste doch, nur mit den Stimmen der AfD in das Amt gehievt worden zu sein...

Rot, Rot, Grün war abgewählt. Wer getroffen wird, schreit auf. Das ist normal. In diesem Fall erging der Aufschrei allerdings, von der AfD abgesehen, quer durch das politische Lager. Die CDU-Spitze in Berlin samt Kanzlerin war geschockt. CSU-Söder ebenso. Paul Ziemiak, Generalsekretär der Christdemokraten, brachte es auf den Punkt. Die Entscheidung in Thüringen „spaltet unser Land!“ Die FDP habe mit dem Feuer gespielt und das ganze „Land in Brand gesetzt“. Da habe sich einer mit den „Stimmen von Nazis“ zum Ministerpräsidenten wählen lassen.

Es kam, was abzusehen war: Um ihr Gesicht zu wahren und um ihren Beschlüssen - „Niemals mit der AfD!“ - treu zu bleiben, waren CDU/CSU zum Handeln gezwungen. Sie bauten Druck auf, fordern nun Neuwahlen. FDP-Chef Lindner trat heute Nachmittag vor die Kameras. Morgen stelle er die Vertrauensfrage. Lindner sieht seine Partei durch den Polittriller beschädigt. Es könne nicht sein, betonte er, mit Hilfe der AfD in ein Amt zu kommen. Thomas Kemmerich habe deshalb das einzig richtige getan und die Auflösung des Parlaments gefordert. Man fragt sich, warum er seinen Parteikollegen nicht vorher von einer Kandidatur vehement abgeraten hat.

Und die CDU mit Mike Mohring? Sie dürfte Neuwahlen wie der Teufel das Weihwasser fürchten. Die Talfahrt könnte vollends in den Keller führen. Nach Kemmerich könnte es auch für den CDU-Chef das Aus bedeuten. Zwar betrat der in dem skurrilen Schauspiel die Bühne, doch blieb sein Auftritt ohne Wirkung. Sein Taktieren hinterließ nur einen faden Beigeschmack. Sperrt sich die CDU in Thüringen jetzt gegen eine Auflösung des Parlaments, um Neuwahlen zu ermöglichen, wäre dies eine Offenbahrung.

Und die AfD? Sie ist für Neuwahlen, wie soeben Gauland im Fernsehen verkündete.
Kurt Frank
Autor: red

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