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DIE CDU IST AUF DER SUCHE:

Wo ist der Messias, der uns aus dem Tal führt?

Mittwoch, 12. Februar 2020, 11:31 Uhr
Die CDU ist wieder auf der Suche nach einem Messias, dem Befreier, der sie aus dem Quotentief holen, die Partei zu Glanz und Blüte führen könnte. Mit der einstigen Hoffnungsträgerin Annegret Kramp-Karrenbauer klappt das nicht...

Kanzlerin Merkel zollte ihr Respekt für ihre Entscheidung, abzutreten, bedauerte sie aber gleichzeitig. War das die pflichtgemäß aufgesetzte Freundlichkeit? Trug Merkel nicht selbst zur Demontage von AKK bei? Im fernen Afrika bestimmte sie, was in Erfurt nach der Wahl Kemmerichs sofort zu tun sei, während man dort die CDU-Vorsitzende vorführte.

Doch AKK manövrierte sich auch selbst ins Abseits. Sie hatte weder Kraft noch Mut, sich aus dem Schatten ihrer Ziehmutter zu lösen. Anfängliche Bemühungen, auch Konservative in der Partei einzubinden, verliefen im Sande. Leichte Korrekturen zur Migration führten nicht zu der konsequenten Aussage, dass man es 2015 hätte besser machen müssen. Karrenbauer hatte nicht den Biss zur Macht, scheiterte an der eigenen Schwäche. Wie Mike Mohring in Erfurt.

Wer könnte der Messias werden? Ich wage eine Prognose: Die CDU-Basis wünscht sich mehrheitlich Friedrich Merz. Die Basis aber ist nicht das CDU-Präsidium in Berlin. Dort führt Angela Merkel das Zepter. Und das zeigt in Richtung Nordrhein-Westfalen. Auf das Haupt von Armin Laschet. Wie Karrenbauer ist auch er ein treuer Adlatus der Königin, was die wohl zu schätzen weiß. Er würde CDU-Chef in ihren Gnaden. Unwidersprochen. Eine Erneuerung wäre das nicht.

Jens Spahn und Friedrich Merz? Spahn ist noch unerfahren, Merz ein Politprofi. Ihm traut man in CDU-Kreisen eine Erneuerung zu. Würde er Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer, müsste er den Mut und die Kraft haben, um seine weiter führenden politischen Vorstellungen ohne Wenn und Aber gegen Merkel durchzusetzen. Wenn es sein muss auch mit der Forderung, den Regierungsstab umgehend ihm zu überreichen und nicht erst 2021. Jeden Tag neue Ratschläge, wie sich die CDU erneuern könnte. Heute auch nicht mehr unter vorgehaltener Hand: So wie bisher sei das nicht möglich.

Die Frage, ob Merkel noch vor der Bundestagswahl abtritt, ist damit beantwortet: Ja, wenn vorher der „Aufstand“ vollzogen wird. Was meint eigentlich der Kreisverband der CDU mit Henry Pasenow? Bislang Schweigen! Wie hält er es mit der Werteunion innerhalb der CDU, deren Vertreter im Landkreis gut bekannt sind? Soll man sie einbinden, ausgrenzen oder soll die sich auflösen, wie von der Bundesspitze gefordert? Schweigen! Sind diese Leute eigentlich noch Demokraten? Schweigen! Abwarten, was die Chefin sagt? Oder doch eine eigene Meinung?

Was mir, zunehmend, Sorgen macht, ist die Verrohung der Sprache in dieser aufgeheizten Situation im Land Thüringen. Wenn es an sachkundigen Argumenten fehlt, mangelt es nicht an abfälligen Bemerkungen und Beschimpfungen der übelsten Art. Sollte es, um ein Beispiel zu nennen, zu Neuwahlen in Thüringen kommen, die Linke mit 39 Prozent abschneiden, es für Rot, Rot, Grün reichen und Ramelow Ministerpräsident werden, ist das zu akzeptieren. Ob es gefällt oder nicht. Danach zu schreiben, nun regieren wieder die Roten, die SED von gestern, wäre genau so unsinnig, wie die AfD mit Nazismus gleichzusetzen. Ramelow wäre demokratisch gewählt. Wie die AfD. Beschimpfungen, von wem auch immer, haben noch nie geholfen.
Kurt Frank
Autor: red

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