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Angespannte Finanzlage bei den Unternehmen

Zuspitzung in vielen Branchen

Montag, 22. Februar 2021, 12:45 Uhr
Nachdem bereits der erste Lockdown im Frühjahr vergangenen Jahres die finanziellen Reserven zahlreicher Unternehmen stark beansprucht hatte, verschärfen die inzwischen mehrere Monate andauernden Schließungen und Reisebeschränkungen die Lage in vielen Branchen weiter...

Über die Hälfte (56 Prozent) der Unternehmen in Nord- Mittel- und Westthüringen sieht sich in der Corona-Krise weiterhin in finanziellen Schwierigkeiten. Das ermittelte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt in einer Sonderauswertung der Konjunkturumfrage vom Jahresbeginn 2021 unter rund 800 Betrieben.

„Die Lage ist sehr angespannt. Derzeit berichtet mehr als ein Drittel der Unternehmen von einem Rückgang des Eigenkapitals, 23 Prozent der Firmen haben mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen“, informiert IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch.

Fortgesetzte Durststrecke wird für viele Betriebe gefährlich
Im Vergleich zum Herbst 2020 habe sich die Finanzlage der Unternehmen damit nicht verbessert. Im Gegenteil: Die finanzielle Durststrecke der Betriebe ziehe sich weiter in die Länge und könnte für manche Betriebe sogar das Aus bedeuten. So würden sich derzeit vier Prozent der Betriebe in der Gesamtwirtschaft von einer Insolvenz bedroht sehen. Je nach Branche unterscheide sich die Betroffenheit jedoch noch einmal. Stark gefährdet seien die seit mehreren Monaten im Lockdown steckenden Firmen, insbesondere kleine familiengeführte Hotels und Gaststätten sowie der stationäre Einzelhandel bei denen die Finanzhilfen aus November-/Dezemberhilfe oder Überbrückungshilfe nur schleppend eintreffen.

Fast jeder vierte Industriebetrieb lebt von der Substanz
„Finanzierungssorgen fallen aber auch bei Industriebetrieben ins Gewicht, weil diese ihre kapitalintensiven Maschinen und Produkte oft vorfinanzieren müssen und folglich bei Bilanzproblemen den notwendigen Vorlauf weder selbst- noch fremdfinanziert stemmen können“, gibt die IHK-Hauptgeschäftsführerin zu bedenken. Derzeit berichteten 24 Prozent der Industrieunternehmen von schmelzendem Eigenkapital. Ein Blick auf die anderen Wirtschaftszweige zeige, dass hier sogar noch mehr Unternehmen von Eigenkapitalschwierigkeiten betroffen sind. Anders als in der Industrie, wo Umsatzverluste immerhin in Teilen durch Exportgeschäfte kompensiert werden könnten, bestehe für die direkt vom Lockdown betroffenen Branchen kaum eine Möglichkeit die Verluste aufzufangen. 69 Prozent der Betriebe im Einzelhandel verzeichneten einen Rückgang des Eigenkapitals, in der Gastronomie sind es 62 Prozent.

Finanzierungsthema hat das Zeug zur Sollbruchstelle
Branchenübergreifend spitze sich die Finanzlage vor allem bei kleinen und mittelständischen Betrieben zu. Für einen breiten wirtschaftlichen Aufschwung könne das Thema zur Sollbruchstelle werden, da dieser auf einer Erholung von unternehmerischen Investitionen aufsetzen muss, die es zu finanzieren gilt.
Autor: red

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