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Fuest schlägt Reform des Ehegattensplittings vor

Donnerstag, 16. September 2021, 08:20 Uhr
Eine Reform des Ehegattensplittings hat Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts, vorgeschlagen. „Aus ökonomischer Sicht setzt das Ehegattensplitting für die Zweitverdiener, in der Regel Frauen, starke Anreize, nicht erwerbstätig zu sein oder allenfalls eine Teilzeitstelle anzunehmen – und sich stattdessen auf Haushaltsarbeit und Kindererziehung zu konzentrieren...


Ein Systemschwenk auf Modelle wie das Realsplitting könne Impulse für eine höhere Erwerbsbeteiligung der Zweitverdiener setzen. Belastungen für bestehende Ehen ließen sich durch Übergangslösungen begrenzen“, sagt Fuest.

Das Familienbild sei heute vielfältiger als die traditionelle Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau mit dem Mann als Alleinverdiener. „Die Gleichberechtigung von Frauen, ein grundlegendes gesellschaftliches Anliegen, hat viel mit Erwerbstätigkeit und wirtschaftlicher Unabhängigkeit zu tun“, sagt Fuest. „Um die Frauenerwerbstätigkeit zu erhöhen, kann die Steuerpolitik allerdings nur einer von mehreren Pfeilern sein. Es ist ein Maßnahmenbündel erforderlich, das die Kinderbetreuung weiter ausbaut sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stark verbessert“, erläutert Fuest.

Das Realsplitting besteuert die Ehepartner im Prinzip unabhängig voneinander. Allerdings kann der Erstverdiener steuerlich einen gewissen Betrag auf den Zweitverdiener übertragen. Das sei sinnvoll, weil die Ehepartner gegenseitig zum Unterhalt verpflichtet sind. Die Arbeitsanreize für den Zweitverdiener werden beim Realsplitting nicht so stark eingeschränkt wie beim Ehegattensplitting. Doch die Steuerlast des Zweitverdieners ist auch beim Realsplitting vom ersten Euro an positiv, weil der übertragene Einkommensbetrag bereits steuerpflichtig ist. Deshalb sind die Beschäftigungseffekte positiv, aber letztlich überschaubar. Vorliegende Schätzungen sprechen von rund 50.000 zusätzlichen Vollzeitstellen.
Autor: psg

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