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Mi, 10:18 Uhr
05.06.2019
Studie

Wer besser verdient, lebt länger

Wer in seinem Leben ein niedriges Erwerbseinkommen erwirtschaftet hat, ist nicht nur einem erhöhten Altersarmutsrisiko ausgesetzt, sondern lebt auch noch kürzer als Besserverdienende. Dadurch erhalten Menschen aus den unteren Lohngruppen überproportional weniger Rentenzahlungen im Verhältnis zu den eingezahlten Beiträgen...


Und der Abstand bei den Lebenserwartungen zu den Besserverdienenden nimmt auch noch zu. Dies sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Sie unterstreicht damit, wie wichtig eine Aufwertung der unteren Rentenansprüche wäre, um die Verhältnismäßigkeit wiederherzustellen und das Altersarmutsrisiko zu senken.

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Die DIW-Ökonomen Peter Haan, Daniel Kemptner und Holger Lüthen haben anhand der Administrativdaten der Deutschen Rentenversicherung untersucht, wie sich die Lebenserwartungen verschiedener Geburtsjahrgänge im Verhältnis zu den Lebenslohneinkommen im Zeitverlauf entwickeln und welche Verteilungswirkungen das für die Rente hat.

Aus Gründen der erwerbsbiografischen Konsistenz wurden ausschließlich die Daten westdeutscher männlicher Arbeitnehmer erhoben, die zwischen 1926 bis 1949 geboren wurden, also die heutigen Rentenbezieher sind. Es zeigt sich nicht nur, dass die Lebenserwartung mit höheren Lebenslohneinkommen steigt. Auffällig ist auch, dass der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen dem obersten und dem untersten Lebenslohndezil im Zeitverlauf zunimmt. Lag er für die ältesten Geburtsjahrgänge noch bei vier Jahren, erhöht er sich für die Jahrgänge 1947 bis 1949 auf sieben Jahre. Dieser Zusammenhang zwischen Lebenslohneinkommen und Lebenserwartung wird künftig auch bei Frauen auftreten, da diese zunehmend längere Erwerbsbiografien und damit höhere Lebenslohneinkommen erzielen.

Die Ungleichheit im gesetzlichen Rentensystem steigt
„Menschen mit niedrigem Lebenslohneinkommen beziehen also nicht nur weniger, sondern auch kürzer Rente, was dem Äquivalenzprinzip der Gesetzlichen Rentenversicherung widerspricht. Und diese Ungleichheit steigt“, sagt Studienautor Holger Lüthen. Die Idee dieses Äquivalenzprinzips ist es, dass jeder relativ zu seinen eingezahlten Beiträgen gleich viel aus der Rentenversicherung ausbezahlt bekommt. Dies basiert allerdings auf der Annahme, dass die Lebenserwartung innerhalb eines Jahrgangs gleich ist und sich nicht nach Einkommen unterscheidet.

Durch die tatsächlich festgestellten unterschiedlichen Lebenserwartungen wird dieses Prinzip aber unterlaufen: Die Arbeitnehmer erhalten relativ zu ihren geleisteten Beiträgen umso mehr Rentenzahlungen, je höher ihr Lebenseinkommen war. „Dies hat insofern eine Verteilungswirkung, als die Lebenseinkommen nun insgesamt, einschließlich des Renteneinkommens, ungleicher werden“, sagt Studienautor Daniel Kemptner. Berücksichtigt man die Mortalitätsraten nach Lebenslohneinkommen nicht, sinkt die reale Rendite über die Lohndezile. Anders sieht es aus, wenn die Mortalitätsraten berücksichtigt werden: Je niedriger das Lebenslohndezil, desto niedriger die reale Rendite. Eine Ausnahme ist hier das unterste Lohndezil, das die Möglichkeiten zur Frühverrentung und Erwerbsminderung verstärkt in Anspruch genommen hat.

Dieser generelle Effekt tritt auch auf, wenn die Witwenrenten, die rund ein Fünftel der Ausgaben der Deutschen Rentenversicherung ausmachen, berücksichtigt werden. Zwar profitieren die unteren Dezile überproportional von den Hinterbliebenenrenten. Doch der generelle Befund bleibt bestehen: Die Rendite für Arbeitnehmer ist auch bei Berücksichtigung der erwarteten Rentenzahlungen an ihre Witwen umso höher, je höher ihr Lebenslohneinkommen ist.

Geringere Rentenansprüche sollten aufgewertet werden
„Diese Ergebnisse machen deutlich, dass das Äquivalenzprinzip in der GRV nicht gilt und nicht als Argument gegen eine Aufwertung von geringen Rentenansprüchen überzeugt. Im Gegenteil unsere Ergebnisse sprechen für eine Aufwertung. Das würde auch der Altersarmut vorbeugen“, konstatiert Studienautor Peter Haan. Die derzeit diskutierte Grundrente – unabhängig von der Frage einer Bedürftigkeitsprüfung – wäre dabei eine Möglichkeit.

Dabei sollten sonstige Alterseinkommen insbesondere von Beamten und Selbstständigen, die in der Regel geringe Ansprüche aber eine hohe Lebenserwartung haben, berücksichtigt werden oder Mindestbeitragszeiten gelten. Allerdings, geben die Autoren zu bedenken, sollte das Armutsproblem nicht nur über die Rentenversicherung aufgefangen werde. Als gesamtgesellschaftliche Herausforderung wäre es auch denkbar, steuerliche Hebel in Bewegung zu setzen, um nicht einseitig die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu belasten.
Autor: red

Kommentare
Hans Dittmar
05.06.2019, 23.15 Uhr
Studien zur Volksverdummung
Das ein finanzielles Auskommen das Leben erleichtert ist allgemein bekannt. Aber zu behaupten arme leben kürzer ist der größte Blödsinn. Im Gegenteil, schon früher hat man bemerkt, dass der schlechte Lebensstil von Reichen das Leben verkürzt.

Aber es scheint, wir kommen in eine Zeit, wo Studien das Leben bestimmen und nicht die Realität. Studien dienen nur zur Stimmungsmache und Meinungsbildung.
98maschr
06.06.2019, 08.09 Uhr
Was manche so alles bemerken
Wer hat denn früher bemerkt, dass der schlechte Lebensstil von Reichen das Leben verkürzt? War das der Gleiche, der behauptet hat, dass der Mond kein Klappstuhl ist?
Bitte Herr Dittmar, das interessiert mich.
Fönix
06.06.2019, 09.13 Uhr
Die gravierenden Ungerechtigkeiten im Renten-/Pensionssystem
sind ein weiteres Beispiel dafür, wie der etablierte Parteienfilz das Land abgewirtschaftet hat. Viele Menschen sind ohne eigenes Verschulden in existenzielle Not geraten, viele Rentner stehen nach einem langen Arbeitsleben vor dem Nichts und müssen weiterarbeiten oder Flaschen sammeln gehen. Dieser Trend wird sich in kommenden Jahren noch dramatisch verstärken. Dabei haben wir 8 Jahre Hochkonjunktur hinter uns, die Einnahmen aus Steuern und Abgaben sprudeln in nie gekannten Größenordnungen. Wo ist das ganze Geld geblieben? Investiert wurde es jedenfalls nicht, sonst würden unsere Sozialsysteme, unser Gesundheitssystem, unser Bildungssystem und unsere Infrastruktur nicht solche gewaltigen Defizite aufweisen. Und was soll das erst werden, wenn sich die Konjunktur abschwächt oder gar eine zyklische Krise ausbricht? Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter wernn ich darüber nachdenke und es drängen sich die Beschreibungen der späten 20-iger Jahre des letzten Jahrhunderts in meine Gedanken.

Den etablierten Parteien sind die charismatischen Köpfe seit geraumer Zeit abhanden gekommen, sie haben deshalb kein tragfähiges Zukunftskonzept (weder national noch global) und handeln längst nach dem Motto, "Rette sich, wer kann". Die Köpfe der neu aufstrebenden Parteien sind nach meiner Wahrnehmung eher ideologisch und demagogisch ausgerichtet (egal ob bevorzugt mit völkisch nationalen oder dunkelgrün globalen Grundgedanken) und zeigen bisher wenig Interesse an einer Verbesserung der Zukunftsaussichten für die breite Masse der Bevölkerung in unserem Land.
Und die Dunkelroten haben im parteiinternen Machtgerangel die fähigsten Köpfe weggemobbt und wundern sich jetzt, dass immer weniger Menschen ihnen zutrauen, politisch etwas im Sinne des kleinen Mannes zu bewirken.

Für mich stellt sich immer mehr die Frage, ob die Allmacht der politischen Parteien in dieser sehr speziellen Form der Demokratie noch zeitgemäß und vor Allem zielführend ist. Es gibt andere Optionen als die parlamentarische Demokratie, zu der uns die jüngere Geschichte lehrt, dass die angebliche Unabhängigkeit der gewählten Repräsentanten in Wirklichkeit immer wieder den großen Verlockungen der Lobbykratie unterliegt und die Wählerschaft deshalb regelmäßg nicht das bekommt, was ihr im Wahlkampf versprochen wurde. Mehr direkte Demokratie könnte hier Wunder wirken und nicht nur die gewählten Volksvertreter sondern auch die handlangernde Beamtengefolgschaft disziplinieren.
Gesperrt
06.06.2019, 10.23 Uhr
Armut läßt eher sterben
Armut macht eher krank.

Ich weiß das aus eigener Erfahrung, ich bin Erwerbsminderungsrentnerin mit chronischen Krankheiten und Grundsicherung.

Es ist einfach unwahr, zu behaupten, der Mensch käme dauerhaft mit Grundsicherung aus. Ich weiß, das das nicht so ist; man wird schleichend, über die Jahre, immer mehr auf ganz wenig reduziert.

Soziale Teilhabe geht als erstes den Bach runter.
Ganz schlimm ist es bei der medizinsichen Versorgung, da viele Medikamente zuzahlungsfrei sind. Diese muß ich alle selbst bezahlen aber das wird beim Freibetrag, den es ja gibt, nicht angerechnet.

Da ich politisch interessiert bin, ist natürlich das Thema "Wie kann man die Situation der armen Rentner im Land" für mich ein wichtiges Thema und ich habe mich bei sämtlichen Parteien diesbezüglich informiert.
Keine Partei hat das Thema "Altersarmut" auf dem Radar, dementsprechend tut auch keine etwas dagegen. Auch nicht die sogenannte "Alternative für Deutschland"; deshalb war ich beim sogenannten "Bürgerabend" mit Herrn Höcke, das war ein voller Reinfall.
Die Afd sollte bitte zur Kenntnis nehmen (die anderen politisch Verantwortlichen natürlich auch), daß es viele Menschen gibt die keine 35 Jahre Lohnarbeit schaffen, weil sie vorher krank werden. Alle diese Menschen fallen heute durchs Raster.

Es ist ein Hohn, zu behaupten, Armut würde nicht krank machen und eher sterben lassen, denn genau dies ist die Realität im ach so reichen Deutschland. Darüber gibt es mehr ausreichend Studien online, ich empfehle die Stichworte Buttewegge, Armutsforscher, und Paritätischer Wohlfahrtsverband, im internet einzugeben. Aber ich persönlich brauche keine Studien, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, daß es so ist.
Leser X
06.06.2019, 13.34 Uhr
Wozu eine Studie?
Dann könnte ich auch eine Studie anfordern, die belegt, dass Vielesser dicker sind. Manchmal bedarf es keiner Studie, sondern nur gesundem Menschenverstand.

Apropos Verstand: Gibt es schon eine Studie die belegt, dass geistige Armut ebenfalls das Leben verkürzt? Würde mich echt mal interessieren...
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