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Do, 10:00 Uhr
15.08.2019
Thüringer IHK-Ausbildungsumfrage 2019:

Jeder zweite Betrieb ohne Bewerber

Von Mitte April bis Anfang Mai haben die Thüringer Industrie- und Handelskammern ihre jährliche Ausbildungsumfrage in den regionalen Unternehmen durchgeführt. Die Firmen äußerten sich zu ihren Ausbildungsplänen, -erfahrungen und -erwartungen...


Die Ergebnisse bestätigen die Entwicklungen der vergangenen Jahre: Die niedrigen Schulabgängerzahlen und der anhaltende Trend zum Studium wirken sich verschärfend auf die Bewerbersituation in der dualen Ausbildung aus. Die Unternehmen reagieren darauf mit unterschiedlichen Strategien.

Die wichtigsten Ergebnisse:

Für Unternehmen wird es immer schwieriger, offene Ausbildungsplätze zu besetzen.
Stärker als im Bundesdurchschnitt (32 Prozent) ist die Thüringer Wirtschaft von der sinkenden Nachfrage betroffen. In jedem zweiten Betrieb (43 Prozent) blieben Ausbildungsplätze unbesetzt. Damit wird es für die Unternehmen eine immer größere Herausforderung, ihre Fachkräfte über die Ausbildung von eigenem Nachwuchs zu sichern. Im Durchschnitt blieben in den Firmen 2,1 angebotene Ausbildungsplätze unbesetzt. Im Vorjahr waren es noch 1,7 Plätze.

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Jeder dritte Betrieb erhält gar keine Bewerbungen mehr.
36 Prozent der Unternehmen gaben an, im vergangenen Jahr gar keine Bewerbungen erhalten zu haben. Rund zwei Drittel (64 Prozent) der Betriebe, die ihre Plätze nicht besetzen konnten, erhielten keine geeigneten Bewerbungen.

Digitalisierung schreitet voran.
Die Bedeutung der digitalen Kompetenzen beim Nachwuchs nimmt an Bedeutung zu. Für zwei Drittel der Betriebe sind IT-Kenntnisse der Jugendlichen in Zukunft von steigender oder gleichbleibend wichtiger Relevanz. Auch Kommunikationsfertigkeiten, strukturiertes Arbeiten und selbständiges Handeln gewinnen bei der Einstellung von Azubis an Bedeutung. Verschiedene Betriebe gaben an, dass sie interdisziplinäres Arbeiten fördern, z.B. durch Azubi-Projekte.

Bessere Chancen für Flüchtlinge und lernschwächere Jugendliche.
Ausländische Mitbürger rücken verstärkt in den Fokus der Betriebe. In Zukunft wollen mehr Betriebe geflüchtete Menschen ausbilden. Insgesamt 28 Prozent gaben an, sich dafür bereits zu engagieren oder dies zu planen, bundesweit sind es 29 Prozent. Für 94 Prozent der Unternehmen sind dabei ausreichende Deutschkenntnisse (B1) das wichtigste Kriterium bei der Einstellung – gefolgt von ausreichenden schulischen und beruflichen Kenntnissen (57 Prozent) und der Notwendigkeit eines vorherigen Betriebspraktikums (47 Prozent). Auch lernschwächere Jugendliche haben beste Chancen. Für diese bieten die Unternehmen verschiedene Unterstützungsangebote in Form von berufsorientierenden Praktika, Einstiegsqualifizierungen und ausbildungsbegleitenden Hilfen. Sie arbeiten dabei intensiv mit Beratungsdienstleistern und der Agentur für Arbeit zusammen.

Unklare Berufsvorstellungen bleiben die größte Herausforderung. Die Devise lautet: Berufsorientierung stärken!
Für mehr als jeden zweiten Betrieb (58 Prozent) sind die unklaren Vorstellungen vieler Jugendlichen vom künftigen Beruf die größte Herausforderung. Die berufliche Orientierung muss daher weiter ausgebaut und praxisorientierter umgesetzt werden. Es sollten Beschäftigungsperspektiven, Verdienstmöglichkeiten und Karrierechancen in der Beruflichen Bildung aufgezeigt werden – insbesondere in Bereichen, in denen dies derzeit noch nicht umfassend erfolgt, wie beispielsweise in den Gymnasien.

Hemmnisse in Motivation und Umgang größer als fachliche Defizite!
Die Zahl der Unternehmen, die Ausbildungshemmnisse feststellten, blieb weitgehend konstant. Dabei stehen Hemmnisse bei der Leistungsbereitschaft und Motivation (71 Prozent) und der Belastbarkeit (68 Prozent) deutlich vor fachlichen Defiziten wie das mündliche und schriftliche Ausdrucksvermögen (57 Prozent) und mathematischen Kenntnissen (55 Prozent).

Unternehmen richten sich an neue Bewerbergruppen wie Studienabbrecher und schaffen neue Anreize.
Die Baby-Boomer-Generation nähert sich der Rente, so dass perspektivisch zahlreiche erfahrene Mitarbeiter in den Betrieben ersetzt werden müssen. Um qualifizierte Bewerber zu finden, erweitern die Personalabteilungen ihren Radius. So werden auch aktiv neue Zielgruppen wie Studienabbrecher (41 Prozent der Befragten) angesprochen. Jeder zweite Geschäftsführer will zukünftig sein Ausbildungsmarketing verbessern oder hat dies bereits getan. Jeder vierte Befragte bietet seinen Azubis materielle oder finanzielle Anreize. Hier dominieren die Beihilfe zur Mobilität, überdurchschnittliche Vergütungen und sogar ein höherer Urlaubsanspruch.

Die Ergebnisse bestätigen die Aktivitäten der Thüringer Wirtschaft gemeinsamen mit Ihren Industrie- und Handelskammern. Seit langem haben diese erkannt, dass attraktive Angebote zur Berufsorientierung und dem Azubimarketing notwendig sind, um die duale Ausbildung als besten Start in die berufliche Zukunft bei den Fachkräften von morgen und deren Eltern zu etablieren.

Das eine Ausbildung in Thüringen die richtige Entscheidung ist, vermittelt die Kampagne der Thüringer IHKs www.macht-eure-kinder-stark.de. Sicherheit, Gehalt, Karriere, Heimat - die Vorteile liegen auf der Hand. Um die Zielgruppe potenzieller Azubis zu erreichen, stehen für Wirtschaft und IHK außerdem die praktische und frühzeitige Berufsorientierung im Mittelpunkt.

Ebenso nehmen die Thüringer IHKs die Ausbilder der Unternehmen in den Fokus und vermittelt im Rahmen der Weiterbildung für Ausbilder Medienkompetenzfähigkeiten. Digitale Lehr- und Lernkompetenzen ausbauen, heißt die aktuelle Azubigeneration dort abzuholen, wo sie am besten erreichbar sind – über digitale Medien.
Autor: red

Kommentare
Kobold2
15.08.2019, 19.48 Uhr
Upps, da sind sie
die hausgemachten Probleme durch Versäumnisse in der Vergangenheit.
Die Vernachlässigung der Bildungspolitik auf der einen Seite und die super Lohnpolitik auf der anderen Seite.
Wer einen halbwegs vernünftiges Zeugnis vorzuweisen hat(te), orientiert(e ) sich lieber in anderen Bundesländern.
Nach der Ausbildung in einer der "tollen" Leiharbeitsfirmen zu landen, um laufende Tarifverträge zu unterwandern, ist für viele keine Zukunft.
Paul
15.08.2019, 21.23 Uhr
Kobold2
Das sehe ich ähnlich. Denn aus eigener Erfahrung (nicht pers.) weiß ich wie hochnäsig und arrogant die Unternehmen früher aufgetreten sind. Am besten für `ne Schlosserlehre ein Abi vorweisen usw.. Lehrlinge die meist wirkliches Interesse hatten an handwerklicher Ausbildung wurden von oben nherab behandelt, als ob es eine Gnade wäre in irgendeinem Betrieb `ne Lehrstelle zu kriegen. Und dann kommt noch hinzu, das die Facharbeiter hier zum Dank auch noch beschissen bezahlt wurden. Und jetzt auf einmal will man mit irgendwelchen nutzlosen Aktionen einen Rückruf der abgewanderten Facharbeiter erreichen, tut mir leid, da bleibt mir nur ein müdes Lächeln !
Quallensammler
15.08.2019, 21.58 Uhr
Die IHK sollte nicht nur Firmen fragen...
...Ausbildung in Thüringen die richtige Entscheidung.... Sicherheit, Gehalt, Karriere, Heimat - die Vorteile liegen auf der Hand...jaaa, sagt die IHK.

Was denn für Vorteile? Zum Glück haben die heutigen Sucher nach einem Ausbildungs- oder Studienplatz keine Zwangsbestrahlung der IHK zu durchlaufen, sondern stützen sich auf eigene Erfahrungen.

Da sind Eltern (soweit beide das Glück haben, zu arbeiten und von dem Erlös leben zu können), größere Geschwister, Ureltern und Verwandte von Freunden, die im Arbeitsprozess als Selbständige oder Hamsterradläufer stehen.

Und das, was diese der Jugend wichtigen Menschen erzählen und vorleben, prägt die Meinung.

Heimat - ja. Sicherheit? Nur verbeamtet. Oder auf Montage. Gehalt? Oft nicht wettbewerbsfähig zum südlichen und westlichen Rest der Republik. Oder auch zu Sachsen. Karriere? Als Beamter irgendwann. Als Lohnsklave selten bis nie.

Da war mal was als Antrieb. Arbeit muss sich lohnen. Hieß es bis vor 10 Jahren. Wurde auch so verstanden. Gutes Geld für gute Arbeit - das schuf Motivation mit der Aussicht auf Auto, Urlaub, Haus. Und brachte engagierte Verbindung zum Unternehmen, wenn fest angestellt.

Funktioniert heute - zumindest im Niedriglohnsektor - nicht mehr. Da kommt HartzIV mit mehr Leistungen und Taschengeld durch den Monat. Stressfreier dazu.

Wer keinen Ausbildungsplatz mit Übernahmegarantie bei Vater Staat oder einer der wenigen wirklich arbeitnehmerfreundlich aufgestellten Firmen in Thüringen findet, macht mit einem Vertragsabschluss in der Alt-BRD noch immer alles richtig.

Angebot und Nachfrage funktionieren auch beim Nachwuchs schon gut...

Und so landen laut der IHK-Recherche in den Ausbildungsbetrieben in Thüringen vermehrt viele Auszubildende mit mangelnder Leistungsbereitschaft und Motivation, Belastbarkeit, fachlichen Defiziten beim mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen und mathematischen Kenntnissen.
Kobold2
15.08.2019, 22.36 Uhr
So ist es
Wer zuerst durchs Raster fällt, ist das mit dem sich unsere Betriebe nun zufrieden geben müssen, weil sie es selbst verbockt haben. Oft wurden ganze Lehrklassen nach der Ausbildung nicht übernommen, auch in meinem privaten Umfeld. Wer halbwegs bei Verstand, ist bewirbt sich in solch einer Firma nicht. Auch aus meinem Umfeld
Abi Schüler beim Ferienjob bekommt eine falsche Anweisung und wird für den, daraus resultiernden Fehler vom nächsten Mitarbeiter einer hier ansässigen " Vorzeigefirma" richtig schön zur Sau gemacht.
Da bewirbt sich gleich mal die ganze Klasse und einige aus dem Jahrgang nicht.
Was will man dort, wo die einfachsten Grundregeln des menschlichen Zusammenlebens nicht vorhanden sind ?
Die Jugend ist heute sehr gut vernetzt. Da brauchts nicht viel und eine Firma ist "unten durch"
tannhäuser
15.08.2019, 23.47 Uhr
Bewerbergruppen wie Studienabbrecher.
Klingt so, als könne man mal locker so anfangen zu studieren und wenn sich das als zu anstrengend oder nicht zur aktuellen Lebensphilosophie passend erweist, versucht man etwas anderes...

Ja was denn? Um 1 Uhr aufstehen, um in der Backstube zu stehen? Ölverschmierte Overalls und Hände in der KfZ-Werkstatt?

Die andere Seite sind natürlich die In Thüringen teilweise lausigen Azubi-Gehälter.

Es ist ein Teufelskreis, und die IHK hat nicht den Heiligenschein auf dem Kopf, den sie sich selbst verpassen möchte.

Egal ob es um hiesige Nachwuchskräfte oder den Ruf nach Zuzuziehenden geht.
Paulinchen
16.08.2019, 17.07 Uhr
Ja die Ausbildung...
... eines guten Facharbeiters hat eben ihren Preis. Diesen, glaubten viele Unternehmer, sich sparen zu können. Ihnen waren in der Vergangenheit die ausgebildeten Fachleute preiswerter und somit auch lieber. Nun stellt sich aber heraus, so manche Unternehmer haben am falschen Ende gespart. Keine Ausbildungskosten, geringe Entlohnung führen jetzt nicht selten, so manchen Unternehmer in den Ruin, denn so ganz ohne qualifizierte Mitarbeiter, ist das kostengünstig geführte Unternehmen nichts mehr wert. Es beweist sich immer wieder, daß beste Geschäft, ist das schlechte, was man nicht macht. Man kann sich auch durchaus kaputt sparen.
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