Di, 08:30 Uhr
04.02.2025
FRAGEN ZUR BUNDESTAGSWAHL 2025 AN die KANDIDATEN
Fritz Hofmann (MLPD) im Interview
Zur vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar stellen wir Ihnen alle Direktkandidaten aus unserem Wahlkreis in einem einheitlichen Interview mit identischen Fragen vor. Lesen Sie heute die Antworten von Fritz Hofmann, Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) …
Der 70-jährige Werkzeugmacher Fritz Hofmann aus Eisenach war jahrelang Betriebsrat bei Opel und Vertreter der Internationalen Automobilarbeiterkoordinierung. Im Stadtrat von Eisenach wirkte er als Vertreter des Bündnisses "Eisenacher Aufbruch".
uhz: Warum kandidieren Sie für den Deutschen Bundestag, was sind Ihre persönlichen Motive für diesen Schritt? Was kann und was muss in Berlin ihrer Meinung nach für Thüringen getan werden?
Fritz Hofmann: Ich möchte, dass Westthüringen als Industrieregion im Bundestag durch einen Industriearbeiter vertreten wird. Ich habe Jahrzehnte in der Autoindustrie gearbeitet, war lange Betriebsrat bei Opel Eisenach und bin seit fast 50 Jahren in der IG Metall.
Ein wichtiges Thema für die Wähler ist die Entwicklung der Wirtschaft. Umreißen Sie bitte kurz die drei wichtigsten Maßnahmen, die eine neue Bundesregierung ergreifen muss, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zukunftssicher zu gestalten.
Meine Sorge gilt weniger dem Wohlergehen der Kapitalisten, sondern der Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellten, ihrer Arbeitsplätze, ihrem Einkommen, ihrer Arbeitsbedingungen, ihren Familien. Drei Maßnahmen:
Einführung einer Sozialsteuer der Unternehmen entsprechend ihrem Umsatz, die alle Sozialbeiträge abdeckt, so dass die Beschäftigten davon entlastet werden.
Erhöhung des Mindestlohns auf 18 Euro
Einführung eines allseitigen und vollständigen gesetzlichen Streikrechts
Haushaltsdiskussionen gab es in den letzten Jahren vom Bund bis hinab in viele Kommunen. Wie sollte der Staatshaushalt saniert werden? Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um finanzielle Belastungen für Kreise und Kommunen in Deutschland abzumildern?
Als erstes eine Vermögenssteuer einführen. Niemand kann Milliarden-Vermögen durch eigene Arbeit erwirtschaften. Das Geld muss der Gesellschaft zurückgegeben werden. Ebenso die Milliarden, die Großkonzerne an ihre Aktionäre ausschütten. Als zweites die Aufrüstung stoppen. Da können Dutzende Milliarden im Jahr anders verwendet werden. Drittens dann eine Gemeindefinanzreform, dass die Kommunen ausreichend eigene Einkünfte haben dass von Kommunaler Selbstverwaltung gesprochen werden kann. Ich war 15 Jahre Stadtratsmitglied in Eisenach und weiß von welchem Elend ich rede.
Welche Energiequellen sollten zukünftig in Deutschland verwendet werden? Sollte man sich von bestimmten Quellen verabschieden und wenn ja, warum und wie bald?
Deutschland kann zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgt werden, und zwar dezentral, ohne gigantische Windparks und Stromleitungen durch das Land. Ich habe ein Balkonkraftwerk. Wenn auf allen geeigneten Flächen Solarpanels wären, dazu Wind-, Wasser- und Bio-Energie, dann können wir uns mit den Pumpspeicherwerken und anderen Speichern gut und vor allem sehr sehr viel billiger als mit Atomstrom versorgen.
Viele Kontroversen gibt es derzeit um die Migrationspolitik der Bundesrepublik. Wie sollte die neue Regierung unter Beteiligung Ihrer Partei mit diesem Thema umgehen?
In erster Linie müssen Fluchtursachen bekämpft werden. Es ist der Kapitalismus, der die globale Umweltkatastrophe verursacht, vor deren Folgen Menschen fliehen. Die Kriege der Imperialisten müssen sofort beendet werden, und zwar der Angriff Russlands genauso wie der Krieg Israels gegen Palästinenser, gegen Syrien oder Libanon. Wir sind an der Seite der Opfer und treten für das Recht auf Flucht und Asyl ein. Es gibt keine Menschen erster, zweiter und dritter Klasse.
Seit knapp drei Jahren tobt der Ukrainekrieg. Wie kann und sollte die Bundesrepublik dazu beitragen, dass der Konflikt ein Ende findet?
Keine Waffen liefern. Für sofortigen Waffenstillstand eintreten.
Viele Diskussionen gibt es momentan über die Kontrolle der sozialen Medien und etwaiger ausländischer Wahlbeeinflussung. Sollen die sozialen Medien stärker reguliert werden? Welche Meinung vertreten Sie zum Thema der eingesetzten Faktenchecker gegen Hassrede und Fake-News?
Die großen so genannten sozialen Medien sind weitgehend in der Hand von Faschisten oder deren Unterstützern wie Musk, Trump, Putin oder Erdogan. Faktenchecks sind gut, reichen aber nicht. Alle Medien, alle Organisationen, die faschistische Propaganda verbreiten wie auch die AfD, müssen verboten werden. Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.
Mit welcher anderen Partei würden Sie koalieren wollen, um eine stabile Regierung für die nächsten vier Jahre zu erreichen?
Mit der Linkspartei. Niemals mit Kriegsparteien oder Faschisten. Dann lieber keine stabile Regierung.
Wie stehen Sie persönlich zum Fraktionszwang in Ihrer Partei, wenn es um wichtige Entscheidungen geht?
Bei uns gilt das Prinzip, dass Abgeordnete an den Wählerauftrag gebunden sind, dem sie sich verpflichtet haben. Alles andere würde ich als arrogant empfinden. Die Gefahr ist groß, dass das Gewissen käuflich ist oder von opportunistischen und karrieristischen Motiven manipuliert wird.
Welche Chancen sehen Sie für sich selbst, am 23. Februar in Ihrem Wahlkreis ein Direktmandat zu gewinnen?
Ich werde das Direktmandat nicht gewinnen, aber ohne meine Kandidatur gäbe es keine einzige Stimme, die den Kapitalismus in Frage stellt. Ich trete in Wort und Tat, mit meinem ganzen Leben für die Alternative eines echten sozialistischen Systems ein. Die DDR-Bürger haben nach dem letzten Krieg einen mutigen Anlauf zum Sozialismus gewagt. Dass ihre Ziele von der Parteiführung verraten wurden, macht sie nicht falsch. Wir können beim nächsten Anlauf aus Fehlern lernen: Make Socialism great again!
Autor: redDer 70-jährige Werkzeugmacher Fritz Hofmann aus Eisenach war jahrelang Betriebsrat bei Opel und Vertreter der Internationalen Automobilarbeiterkoordinierung. Im Stadtrat von Eisenach wirkte er als Vertreter des Bündnisses "Eisenacher Aufbruch".
uhz: Warum kandidieren Sie für den Deutschen Bundestag, was sind Ihre persönlichen Motive für diesen Schritt? Was kann und was muss in Berlin ihrer Meinung nach für Thüringen getan werden?
Fritz Hofmann: Ich möchte, dass Westthüringen als Industrieregion im Bundestag durch einen Industriearbeiter vertreten wird. Ich habe Jahrzehnte in der Autoindustrie gearbeitet, war lange Betriebsrat bei Opel Eisenach und bin seit fast 50 Jahren in der IG Metall.
Ein wichtiges Thema für die Wähler ist die Entwicklung der Wirtschaft. Umreißen Sie bitte kurz die drei wichtigsten Maßnahmen, die eine neue Bundesregierung ergreifen muss, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zukunftssicher zu gestalten.
Meine Sorge gilt weniger dem Wohlergehen der Kapitalisten, sondern der Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellten, ihrer Arbeitsplätze, ihrem Einkommen, ihrer Arbeitsbedingungen, ihren Familien. Drei Maßnahmen:
Einführung einer Sozialsteuer der Unternehmen entsprechend ihrem Umsatz, die alle Sozialbeiträge abdeckt, so dass die Beschäftigten davon entlastet werden.
Erhöhung des Mindestlohns auf 18 Euro
Einführung eines allseitigen und vollständigen gesetzlichen Streikrechts
Haushaltsdiskussionen gab es in den letzten Jahren vom Bund bis hinab in viele Kommunen. Wie sollte der Staatshaushalt saniert werden? Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um finanzielle Belastungen für Kreise und Kommunen in Deutschland abzumildern?
Als erstes eine Vermögenssteuer einführen. Niemand kann Milliarden-Vermögen durch eigene Arbeit erwirtschaften. Das Geld muss der Gesellschaft zurückgegeben werden. Ebenso die Milliarden, die Großkonzerne an ihre Aktionäre ausschütten. Als zweites die Aufrüstung stoppen. Da können Dutzende Milliarden im Jahr anders verwendet werden. Drittens dann eine Gemeindefinanzreform, dass die Kommunen ausreichend eigene Einkünfte haben dass von Kommunaler Selbstverwaltung gesprochen werden kann. Ich war 15 Jahre Stadtratsmitglied in Eisenach und weiß von welchem Elend ich rede.
Welche Energiequellen sollten zukünftig in Deutschland verwendet werden? Sollte man sich von bestimmten Quellen verabschieden und wenn ja, warum und wie bald?
Deutschland kann zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgt werden, und zwar dezentral, ohne gigantische Windparks und Stromleitungen durch das Land. Ich habe ein Balkonkraftwerk. Wenn auf allen geeigneten Flächen Solarpanels wären, dazu Wind-, Wasser- und Bio-Energie, dann können wir uns mit den Pumpspeicherwerken und anderen Speichern gut und vor allem sehr sehr viel billiger als mit Atomstrom versorgen.
Viele Kontroversen gibt es derzeit um die Migrationspolitik der Bundesrepublik. Wie sollte die neue Regierung unter Beteiligung Ihrer Partei mit diesem Thema umgehen?
In erster Linie müssen Fluchtursachen bekämpft werden. Es ist der Kapitalismus, der die globale Umweltkatastrophe verursacht, vor deren Folgen Menschen fliehen. Die Kriege der Imperialisten müssen sofort beendet werden, und zwar der Angriff Russlands genauso wie der Krieg Israels gegen Palästinenser, gegen Syrien oder Libanon. Wir sind an der Seite der Opfer und treten für das Recht auf Flucht und Asyl ein. Es gibt keine Menschen erster, zweiter und dritter Klasse.
Seit knapp drei Jahren tobt der Ukrainekrieg. Wie kann und sollte die Bundesrepublik dazu beitragen, dass der Konflikt ein Ende findet?
Keine Waffen liefern. Für sofortigen Waffenstillstand eintreten.
Viele Diskussionen gibt es momentan über die Kontrolle der sozialen Medien und etwaiger ausländischer Wahlbeeinflussung. Sollen die sozialen Medien stärker reguliert werden? Welche Meinung vertreten Sie zum Thema der eingesetzten Faktenchecker gegen Hassrede und Fake-News?
Die großen so genannten sozialen Medien sind weitgehend in der Hand von Faschisten oder deren Unterstützern wie Musk, Trump, Putin oder Erdogan. Faktenchecks sind gut, reichen aber nicht. Alle Medien, alle Organisationen, die faschistische Propaganda verbreiten wie auch die AfD, müssen verboten werden. Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.
Mit welcher anderen Partei würden Sie koalieren wollen, um eine stabile Regierung für die nächsten vier Jahre zu erreichen?
Mit der Linkspartei. Niemals mit Kriegsparteien oder Faschisten. Dann lieber keine stabile Regierung.
Wie stehen Sie persönlich zum Fraktionszwang in Ihrer Partei, wenn es um wichtige Entscheidungen geht?
Bei uns gilt das Prinzip, dass Abgeordnete an den Wählerauftrag gebunden sind, dem sie sich verpflichtet haben. Alles andere würde ich als arrogant empfinden. Die Gefahr ist groß, dass das Gewissen käuflich ist oder von opportunistischen und karrieristischen Motiven manipuliert wird.
Welche Chancen sehen Sie für sich selbst, am 23. Februar in Ihrem Wahlkreis ein Direktmandat zu gewinnen?
Ich werde das Direktmandat nicht gewinnen, aber ohne meine Kandidatur gäbe es keine einzige Stimme, die den Kapitalismus in Frage stellt. Ich trete in Wort und Tat, mit meinem ganzen Leben für die Alternative eines echten sozialistischen Systems ein. Die DDR-Bürger haben nach dem letzten Krieg einen mutigen Anlauf zum Sozialismus gewagt. Dass ihre Ziele von der Parteiführung verraten wurden, macht sie nicht falsch. Wir können beim nächsten Anlauf aus Fehlern lernen: Make Socialism great again!
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